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ZEHN JAHRE NEU. 2007 bis 2017

2007 wurde das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig mit einer gattungsübergreifenden, kunst- und kulturhistorisch orientierten Inszenierung von Zeugnissen aus der “Antike bis Historismus” wieder eröffnet.  Die bewundernde Begeisterung der Fachleute, der Feuilletons und der Besucher, damals wie heute, ist einhellig. Direktor Dr. Olaf Thormann beschreibt das Einhalten der historischen Spur so: “Themenräume auf der Basis einer grundlegenden Chronologie, das Miteinander verschiedener Materialien und Objekte, ermöglichen die Ablesbarkeit von Kunstgeschichte. Die Mühe, eine Ästhetik der Präsentation bis ins kleinste Detail durchzusetzen wirkt bis heute. Das Bestehen auf Qualität hat sich gelohnt.” Und so schauen 50 % der Besucher immer wieder in der Ständigen Sammlung vorbei. Glücklich, eine so besondere Zeitreise erleben zu können.

Dieses Glück konnte nun noch gesteigert werden, denn am 3. Dezember 2017 lud das Museum zu einem Geburtstagsfest ein, das einem Zehnjährigen sehr angemessen war. In der Pfeilerhalle erinnerten Fotos an herausragende Veranstaltungen und Ereignisse des vergangenen Dezenniums. Schon am frühen Nachmittag lockerte eine amüsante “Trees of Trash”-Ausstellung dieses würdige Ambiente auf: Ergebnis eines Workshops, in dem Prof. Aart van Bezooijen und Studierende der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle 39 Geburtstagsbesucher animieren konnten, herrlich verrückte Weihnachtsbäume aus Restmaterialien zu kreieren. Gleich nebenan bauten nicht nur Zehnjährige unter Anleitung des Lego-Experten Uwe Fischer ihre Traum-Museen – ein Traum!

In den Sammlungsräumen versammelten sich immer wieder lebhaft diskutierende Gruppen um ausgewählte Objekte, inspiriert von den erläuternden Ausführungen der Kuratoren, Restauratoren und Volontäre des Museums sowie den Mitgliedern des Freundeskreis-Vorstandes.

So geriet z. B. die sakrale Schnitzplastik des eben renovierten und neu installierten Großbardauer Altars sowie des Callenberger Altars in den Fokus der Gespräche mit den Restauratoren Thomas Andersch und Betina Beck. Insbesondere deren Konzepte zeitgemäßer Restaurierung zwischen Ästhetik und Dokumentation stießen auf großes Interesse. Im Chinoiserien-Raum führte Dr. Thomas Rudi sachkundig in die mit dem beginnenden Rokoko einsetzende Asienmode ein, wie sie dort auf zauberhaften Porzellanen und auf der fantasievoll bemalten Wandtapete aus dem ehemaligen Rittergut Zehmen südlich von Leipzig zu bewundern ist. Im Leipziger Ratsschatz offenbarte der Chefrestaurator Christian Jürgens die neuesten Erkenntnisse aus den geradezu kriminalistisch anmutenden Forschungen zur Geschichte der weibliche Gliederpuppe des geheimnisvollen Meisters IP von 1525.

Über diese Beispiele hinaus bot das üppige Programm weitere tiefe Einblicke in verschiedenen Sammlungsdetails des GRASSI Museums für Angewandte Kunst und ein attraktives Mitmach-Angebot für Familien: zur Goldsuche, zur Entdeckung des Mittelaters, der Wunderkammer und der Mode.

Schliesslich hielt sich der Museums-Direktor Dr. Olaf Thormann persönlich für das Gespräch mit den Besuchern über ihre Erwartungen und Wünsche an ein Museum der Zukunft bereit. Mein Wunsch wäre z. B. dieses Geburtstags-Fest alljährlich wieder genauso zu begehen – die Menschen einzuladen gemeinsam zu entdecken, welche kostbaren kulturellen Wurzeln das Museum für uns alle bewahrt, pflegt, erschließt und sich damit als ein lebendiger Ort erweist, an dem Geschichte für die Zukunft inspiriert.