Hintergrund

Robert-Blum-Preis für Demokratie – die Trophäe

Am 18. Mai um 11 Uhr wurde im Alten Rathaus zu Leipzig erstmals der Robert-Blum-Preis für Demokratie verliehen – an eine Persönlichkeit aus Kultur, Kunst, Wissenschaft, Religion, Politik und Publizistik. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.
Neben dem Preisgeld von 25.000 € wird der Preisträgerin 2024, der Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, auch eine beziehungsreiche Trophäe überreicht, deren Ursprung wiederum in einer bemerkenswerten Zusammenarbeit des Kuratoriums mit dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig liegt.

Robert Blum, Porträt 1848 von August Hunger, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Robert Blum, geboren 1807 in Köln, wirkte in den Jahren von 1835 bis 1848 politisch und publizistisch von Leipzig aus. Als Herausgeber der kritischen Zeitschrift “Sächsische Vaterlands-Blätter” stieß er Debatten an und bot auch politisch aktiven Frauen eine Plattform. Für Leipzig war er Abgeordneter in der ersten deutschen Nationalversammlung. Während der Revolution 1848/49 setzte er sich für freiheitliche Rechte und gewaltfreie Veränderung in der Gesellschaft ein, stritt für Presse- und Redefreiheit und suchte den Austausch mit europäischen Revolutionsbewegungen. Der begnadete Redner Robert Blum setzte auf Gespräch und Kompromiss, die Basis jeder Demokratie sind. Als Delegationsleiter der demokratischen Fraktion reiste er nach Wien, wo er trotz Immunität als Abgeordneter verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Seine Hinrichtung befeuerte noch einmal die revolutionäre Bewegung in Deutschland bevor sie 1849 niedergeschlagen wurde.

Lithografie von Robert Blums Rede am 3. März 1848 vom Balkon des Leipziger Alten Rathauses, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Mit dem nach Robert Blum benannten Preis soll der Einsatz für Demokratie, Meinungsfreiheit, Aufklärung, gewaltfreien Wandel sowie innerdeutsche, europäische und weltweite Verständigung im Geiste Robert Blums ausgezeichnet werden. Hier gilt den öffentlichen Ausdrucksformen, beispielsweise wegweisenden Reden und (künstlerischen) Darbietungen, die besondere Aufmerksamkeit, deren Offenlegung intoleranter Macht- und Denkstrukturen sowie Verteidigung demokratischer Werte und Institutionen. Der Preis soll Leipzig als bedeutenden Ort der Demokratieaufbrüche von 1848/49 und auch 1989 wirkungsvoll sichtbar machen.
Das eigens gegründete Kuratorium mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), der Bundeszentrale für politische Bildung, des Freistaates Sachsen, der Stadt Frankfurt am Main, der Stadt Leipzig sowie weiteren Persönlichkeiten, entschied über das Verfahren und die Vorbereitungen zur Preisvergabe. Dr. Olaf Thormann, Leiter des GRASSI Museums für Angewandte Kunst wurde beauftragt vier Künstler vorzuschlagen, die sich im Rahmen eines kleinen Wettbewerbes um die Gestaltung der Preis-Trophäe bewarben. Doch die sichtende Jury, der auch der Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie Experten der zeitgleich stattfindenden GRASSIMESSE-Jury angehörten, konnte sich für keinen der Gestaltungsvorschläge aussprechen. 

Ludwig Menzel, 6 Robert-Blum-Preis Tropäen, Gelbguss 2024 Detail | Foto: SvGwinner

Das Werk des GRASSIMESSE-Ausstellers Ludwig Menzel geriet schließlich in den wohlwollenden Fokus der Findungskommission. Seine am Stand präsentierten Leuchter-Objekte inspirierten die Beauftragung des Berliner Künstlers und Silberschmiedes, sechs Trophäen für die kommenden Preisverleihungen bis 2034 zu schaffen. Das Auswahlgremium zeigte sich tief beeindruckt von der künstlerischen Freiheit seiner unkonventionellen Metallarbeiten, in denen Arbeitsspuren und andere Überraschungen Teil des gestalterischen Konzeptes sind.

Ludwig Menzel, 6 Robert-Blum-Preis Tropäen, Gelbguss 2024 | Foto: SvGwinner

Sechs Leuchter – Verwandte mit recht unterschiedlichem Charakter – schuf Ludwig Menzel in der Technik des Gelb-, des Messinggusses. Diese Technik bildet eine weitere Verbindung zum Namensgeber des Preises, dem März-Revolutionär Robert Blum: dieser war in seinem Lehrberuf Gelbmetallgießer und hätte mit Ludwig Menzel sicher ordentlich fachsimpeln können. Doch seine Entwürfe hätten, dem Zeitgeschmack entsprechend, bestimmt sehr anders ausgesehen.

Ludwig Menzel mit Robert-Blum-Preis Tropäe, Gelbguss 2024 | Foto: Olaf Thormann

Ludwig Menzel notierte während der Entstehung des Robert-Blum-Leuchters folgende Gedanken: „Auch auf einem soliden Sockel, ausbalanciert, ist die Demokratie eine wackelige Angelegenheit. Wird sie zu kopflastig, fällt sie um.
Ein stabiler Sockel ist entscheidend um die Balance zu halten – eine Garantie ist es nicht.
Ausgewogen sollte sie sein.
Das eine dem anderem zugefügt, auf Standhaftigkeit geprüft – wieweit lässt sich der Kopf auslagern, dass der Leuchter gerade nicht umfällt. Belassen – der Schönheit wegen.“
Der erfolgreiche Vermittler in dieser Sache, Dr. Olaf Thormann, weckt mit seinem Nachdenken über die Sinnhaftigkeit der gewählten Trophäen weitere wunderbare Inspirationsansätze: „Die leuchtende Kerze ist ein Symbol des Erinnerns, so auch an Robert Blum, seine Ideen, seinen Wagemut. Jede Kerze braucht einen Leuchter, der sie hält und ihr Form im Raum verleiht. Der Leuchter selbst verkörpert eine Haltung, erzählt uns etwas, auch dann, wenn die Kerze nicht brennt. Er kann sich selbst genügen, ist Skulptur. Diese, von Ludwig Menzel geschaffene Vergegenständlichung des Robert-Blum-Preises gibt sich schrundig, nicht geschmeidig, wirft Fragen auf und vielleicht verletzt man sich daran gar einmal. So kann das auch mit der Demokratie sein. Keiner hat gesagt, sie wäre glatt und einfach.“
Das Preisgeld wird im Namen von Maia Sandu an eine gemeinnützige Organisation in der Republik Moldau gespendet werden – der Robert-Blum-Leuchter wird sie darüber hinaus immer an die Leipziger Ehrung ihrer Verdienste im Geiste der Demokratie erinnern.