Ausstellung

Frühchinesische Keramik – Die Sammlung Heribert Meurer

Als eine Sternstunde für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst bechreibt die Kuratorin Silvia Gaetti die Schenkung des Stuttgarter Kunsthistorikers und Sammlers Dr. Heribert Meurer. Seit Anfang der 1980er Jahre  sammelte er frühchinesische Keramik von der Zhou- bis zur Yuan-Dynastie (ca. 1050 v. Chr. – 1368 n. Chr.) und trug eine Sammlung von circa 150 Stücken zusammen, die einen grandiosen Überblick über die Entwicklung der chinesischen Keramik erlaubt.

Die Begeisterung von Silvia Gaetti, die erst seit dem Herbst 2016 als Kuratorin der Asiatischen Sammlungen zum Team des GRASSI Museums für Angewandte Kunst gehört, ist während ihrer Führung durch die Schau greifbar. Zu ihrer ersten Aufgabe wurde die Präsentation dieser aussergewöhnlichen Sammlung. Sie war an der Bearbeitung des beeindruckenden Bestandskatalogs (Arnoldsche Art Publisher) beteiligt und kuratierte die Schau frühchinesischer Keramik als spannende Dialogausstellung in der prominenten Pfeilerhalle des Museums.

Die Sammlung wird im Dialog mit modernen Stücken aus der Sammlung des Museums gezeigt um Parallelen, Referenzen und Einflüsse der frühchinesischen Keramik auf die moderne Keramik sichtbar zu machen – und durch die Leihgaben eines privaten Leipziger Sammlers ergänzt. Eine große Landkarte macht deutlich, dass die Betrachtung dieser Keramiken vergleichbar mit einem Vorhaben wäre, die gesamte europäische Keramik in ihrer Entwicklung erklären zu wollen. Umso dankbarer nimmt man die klugen Hinweise der Kuratorin auf.

Der chronologische Aufbau der Ausstellung macht die polyzentrische Entwicklung in den unterschiedlichen Regionen Chinas deutlich. Seit 4000 vor Christus wird bereits die Drehscheibe genutzt und es konnten bereits Öfen gebaut werden, die bis zu 1000 °C Brenntemperatur erreichten, was die Qualität der Objekte beeinflusste. Die Oberflächen der Keramiken, die nahezu ausschliesslich als Grabbeigaben konzipiert waren, imitieren andere Materialien, also den Look von Metallen, Textilien und kostbaren Steinen. Wir alle kennen z.B. die so genannte “grüne Ware” in vielen Grün-Grau Tönen – hier zu bewundern in Proto-Celadonglasuren aus Eisenoxid – die den Eindruck von kostbarer Jade erwecken wollen. Mit der “Dreifarbenglasur” gelang den Chinesen die erste merhfarbige Glasur der Menschheitsgeschichte.

Erst um 1000 nach Christus produzierte man in China Keramik auch zur Nutzung und vor allem für den Export. Damit machte sich auch zunehmend der Einfluss kultureller Unterschiede und Moden auf die Keramikgestaltung bemerkbar. Anhand der Völkerwanderungen und den verschiedenen Dynastien lassen sich die großen technischen Veränderungen, wie z.b. die Entwicklung weißer Ware mit symbolischen Blumenmustern oder besonders kostbarer blau-roter Kupferglasuren, die dem Kaiser und fürstlichen Höfen vorbehalten blieben, beschreiben. Mit unterhaltsamer Frische öffnet Silvia Gaetti während ihrer Führung den Mitgliedern des Freundeskreises des GRASSI Museums für Angewandte Kunst die Augen.

Noch bis zum 8.Oktober 2017 kann man die Schau frühchinesischer Keramik in der Pfeilerhalle des GRASSI Museums für Angewandte Kunst bewundern.