Paradiesisch muss es sich für Kunstsammelnde anfühlen, wenn sie in ihrer häuslichen Umgebung für jedes erworbene, über Jahrzehnte gesammelte Objekt einen Platz finden und sich mit diesen umgeben können. Eine solche paradiesische Fülle trat dem Team des Grassimuseums in Bad Iburg entgegen, als sie der Einladung von Familie Schütte folgten.
Mit dem Sammler Ehepaar Gerd und Annegret Schütte pflegte das Museum viele Jahre eine gute Beziehung. Im Rahmen der Ausstellungen Gefäss I Skulptur gaben sie etliche Objekte dauerhaft an das Haus.
Gerd und Annegret Schütte sammelten seit den 1970er Jahren Keramik und Glas-Objekte einer internationalen Künstlerschaft. Die Hingabe, die das Paar beim Aussuchen der Stücke walten ließ, wandte vor allem Gerd Schütte auch bei der Dokumentation der Ankäufe an. Genauestens wurden alle wichtigen Details rund um die Erwerbungen in einer Liste festgehalten. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines Museums ist ein solcher Umgang mit Sammlungsstücken von unschätzbarem Wert in Bezug auf beispielsweise Provenienz-Fragen.
Nachdem Gerd Schütte 2015 verstorben war, trat Annegret Schütte einige Jahre später noch einmal mit einer Schenkungsabsicht an das Museum heran. Im Frühjahr dieses Jahres wurde dem wissenschaftlichen Team so noch einmal das Glück zu Teil, aus dieser umfänglichen Sammlung Stücke für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst auswählen zu dürfen. Auch Annegret Schütte ist bedauerlicher Wiese dieses Jahr verstorben, das Team traf sich mit ihren Töchtern, die mit den von ihren Eltern zusammengetragenen Objekten aufgewachsen und in ihrem Alltag von Ihnen umgeben waren.
Sie kannten sich bestens mit der Sammlung ihrer Eltern aus und machten es dem Museum leicht, aus der berauschenden Fülle etwa 100 Objekte auszuwählen. Da dem Museum die Großzügigkeit des Auswählen-Dürfens entgegengebracht wurde, verfolgten es zum einen das Ziel, bestehende Konvolute von bereits in der Sammlung vertretenen Künstlern und Künstlerinnen zu erweitern und zum anderen neue, bemerkenswerte Positionen in diese aufzunehmen.
So konnte beispielsweise ein weiteres Objekt des sich vielerorts verdient gemachten, ungarischen Keramikers Imre Schrammel in die Sammlung aufgenommen werden (siehe Foto). Die Arbeit entstand Ende der 70er Jahre und strahlt trotz ihrer blassen, unglasierten Hülle eine Stärke aus. Erst die Öffnungen im Objekt haben diesem Präsenz und Aussagekraft verliehen – erst jetzt kann die betrachtende Person mit ihm in Kommunikation treten.
Für die Volontärinnen war es eine wertvolle Erfahrung diesen Prozess begleiten zu dürfen. Sie hoffen, die Stücke in absehbarer Zeit einmal zeigen zu können und sind der Familie Schütte sehr zu Dank verpflichtet.
Autorin: Thyra-Constanza Guenther-Lübbers
Titelbild: Bodil Manz Schale, 80er Jahre, Porzellan, glasiert, 7 × 15.8 × 12 cm | Schenkung Annegret & Gerd Schütte, Bad Iburg, 2013 | Foto: Esther Hoyer, Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig