Die Türen fest verschlossen, zugeklappt wie Dornröschens Augen nach dem Stich der Spindel. Wenn es die Wintersonne nur ab und an und immer seltener schafft, noch einen neugierigen Strahl ins Treppenhaus zu schicken, in dem schon längst keine aufgewirbelten Stäubchen mehr tanzen, weil sich nichts mehr regt.
Wenn das sonst verheißungsvoll gedimmte Licht der Säle dunkel bleibt.
Wenn keine Lampen, Strahler, Spots all die schönen Exponate mit ihrem hellen Schein umschmeicheln, mit Schatten werfen und Silhouetten malen.
Wenn all die Schätze nicht in helles Licht getaucht genau betrachtet und ausgiebig bewundert werden können.
Wenn alle Räume dunkel und leer stehen, keine Schritte, kein Flüstern, keine murmelnden Stimmen.
Wenn es ganz still ist und nur hin und wieder das Quietschen der Tram leise von draußen herein dringt.
Wie viel Liegengebliebenes lässt sich noch erledigen?
Welches Depot, welche Sammlung kann noch aufgeräumt, noch sortiert werden?
Welche Neuzugänge sind katalogisiert, was alles digitalisiert?
Wann ist das Digitale realer, wahrhaftiger als das Analoge?
Als einziges verbleibendes Fenster nach außen, nach draußen?
Unter Milliarden von Fenstern, die um die Gunst derer ringen, die sie suchen, die sie finden, die sie entdecken, durch Zufall, mit Glück und mit einem Klick wieder davon sind – flüchtig.
Weil sie sicher sein dürfen zu jeder Zeit, heute Abend, morgen früh, in drei Monaten, in zwei Jahren zurückkehren zu können.
Einen Insta– oder Facebook-Like als Gruß zurücklassend, der begierig gezählt wird – und die Illusion, vermisst zu werden, nährt.
Er kündigt eine Polonaise in Jugendstil und Gegenwart an. Begeisterte Zustimmung, Stimmengewirr, Stühle rücken, Aufbruchstimmung …
Wer die Personen, von denen da die Rede ist, treffen möchte oder einfach nur Sehnsucht nach seinem Museum hat, kann sich das wunderbare Buch “Einblicke/ Durchblicke – ein Parcours durch die Sammlung des GRASSI Museums” unter den Weihnachtsbaum legen lassen.