In den vergangenen Jahren ist von – und in – den Museen immer häufiger vom „dritten Ort“ die Rede. Was soll das eigentlich genau sein? Geprägt hat diesen Begriff der US-amerikanische Soziologe Ray Oldenburg, der in seinem 1989 veröffentlichten Buch »The Great Good Place« den Wohnort als ersten und den Arbeitsort als zweiten Ort beschrieb. Mit dem „dritten Ort“ bezeichnete er Orte außerhalb dieser beiden Bereiche, also informelle Orte, an denen sich Menschen treffen und gesellschaftliches Leben stattfindet. Diese Orte sind, seiner Auffassung nach, entscheidend für eine funktionierende Demokratie, sozialen Zusammenhalt und individuelle Lebensqualität.

Die aktuelle Definition des Internationalen Museumsrats ICOM beschreibt Museen als dauerhafte Einrichtungen im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe sammeln, bewahren, erforschen, ausstellen und interpretieren. Museen arbeiten und vermitteln ethisch, professionell und partizipativ. Als öffentliche Einrichtungen bieten sie vielfältige Erfahrungen für Bildung, Vergnügen, Reflexion und Wissensaustausch.
Mehr als nur eine Sammlung oder ein Raum für Ausstellungen sind Museen wichtige Orte des Austausches und der Begegnung. Sie sind Orte für Debatten und Schnittstellen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Um gerade auch diese Funktion, lebendige dritte Orte für jedermann zu sein, zu erfüllen, öffnen sich die Museen seit einigen Jahren den Ideen und Bedürfnissen der Gesellschaft und laden diese zur Mitgestaltung ein. Ihre Aufenthaltsqualitäten beschränken sich nicht nur auf die Räume der Sammlungen und Präsentationen, sondern auch auf offene Bereiche in den Häusern. Freier Eintritt in die Ständigen Sammlungen und hausspezifische Ausgestaltungen öffentlich zugänglicher Bereiche möchten mehr Menschen einladen, in die Museen zu kommen, dort zu verweilen und wohlmögliche Angebote wahrzunehmen.

Auch im GRASSI entwickeln die Museumsteams immer attraktivere Programme, um die Menschen herbei zu locken. Beschenkt durch die einzigartige Situation im Stadtraum mit dem einzigartigen Gebäudekomplex und seinen attraktiven Höfen auf dem geschichtsträchtigen Areal zwischen altem Johannisfriedhof und der großen Johannisplatz-Wiese gelegen, ist einiges möglich.
So ist es in diesem Jahr nicht der erste Sommer im GRASSI, in dem ein breit aufgestelltes Programm für Vergnügen, Unterhaltung und Inspiration sorgt. Alle drei Museen laden gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern zu vielfältigen Attraktionen in den Innenhöfen und im Rehgarten ein. Den Auftakt bildete der Keramikmarkt Mitte Juni, dann ein Fest Alter Musik und das allseits beliebte Sommertheater der Studierenden der Hochschule für Musik und Theater im Innenhof, in diesem Jahr mit einer äußerst gelungenen Theaterversion der Filmerzählung „Die Legende von Paul und Paula“.

Weiter ging es mit einem Flohmarkt und es folgen Sommerkino, Lesebühne, Yoga im Rehgarten und eine Fülle an Workshops für Alt und Jung. Mit dem GRASSIFEST für Familien am Sonntag den 7. September findet die Sommersaison dann ihren krönenden Abschluss – bis dahin lohnt sich unbedingt ein Blick auf das Programm.
Doch über den Sommer hinaus wird das GRASSI sich als permanenter „dritter Ort“ empfehlen. Hier kann man sich einfach nur auf die Wiese legen um in den Himmel zu schauen, sich mit Freunden treffen oder in aller Ruhe in der Bibliothek stöbern, an einer Führung, an einem Kurs im Töpfern, Schmuck gestalten, Buchbinden, Zeichnen teilnehmen oder einfach auf Entdeckungsreise durch die Ständige Sammlung flanieren bis hinauf in den GRASSI Himmel. Ab August stehen eine Reihe von Spielen für Erwachsene und Kinder zum Ausprobieren im Innenhof bereit – so laden eine Slackline, Badminton, das Holzwurfspiel Knuud Kubb und auch Hula Hoop zum Spielen ein. Das GRASSI empfiehlt sich als offener Ort, schafft Möglichkeiten und Räume, damit seine Besuchenden und Gäste sich willkommen und wohl fühlen.