Ausstellung

Roadshow “Bundespreis Ecodesign”

In der prächtigen Pfeilerhalle des GRASSI Museums für Angewandte Kunst in Leipzig ist noch bis zum 8. Juni 2025 die Roadshow „Bundespreis Ecodesign“ zu sehen. Sie fügt sich perfekt in den Kontext der aktuellen Sonderausstellung „ZUKÜNFTE“ und ist auch eine wertvolle Ergänzung des grünen Programms der Leipziger Umwelttage vom 5. bis 16. Juni 2025.

Blick in die Ecodesign Ausstellung GRASSI MAK | Foto: SvGwinner

In einer Mobilität und Leichtigkeit ausstrahlenden Installation werden die ausgezeichneten und nominierten Projekte des Wettbewerbes 2024  präsentiert – z.B. neben einem Sonderpreis für „Zeitloses Design“ für den berühmten Kaffeehausstuhl-Klassiker der Thonet GmbH: »Ein Stuhl, der archetypisch für Designklassiker steht, die weltweit ihren Platz gefunden haben – ein Stuhl, als ikonisches Beispiel von Longrunner-Produkten, die auch in 100 Jahren noch gekauft werden. Seine Formensprache, seine Geschichte und seine nachhaltige Herstellung werden mit diesem Sonderpreis gewürdigt. Ein Stuhl, der returnierende Entwicklungen neuer Produkte, die wiederum CO2-Footprints erzeugen, überflüssig macht. Ein zeitlos nachhaltiger Stuhl.« Diese Begründung macht sehr anschaulich, welchen Anspruch die Suche nach den zukünftigen Ecodesign-Preisträgern verfolgt.

Bei den ausgezeichneten, aktuellen Innovationen stehen in allen Bereichen Materialeinsparung und Recyclingverfahren im Vordergrund. Seit 2012 schreibt das Umweltbundesamt mit dem IDZ – Internationales Design Zentrum Berlin den „Bundespreis Ecodesign“ als höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland aus. In den Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs wendet sich der Wettbewerb an jene Akteur*innen, die an gestalterischen, technischen und sozialen Innovationen arbeiten. Die marktreife Produkte und Dienstleistungen sowie Systemlösungen anbieten, deren Entwicklung und Produktion zur Entlastung der Umwelt beitragen und die auch im Konsumverhalten Veränderungen bewirken.

Blick in die Ecodesign Ausstellung GRASSI MAK | Foto: SvGwinner

Die Bewertungskriterien für den „Bundespreis Ecodesign“ setzen den Fokus auf Innovationsgehalt, auf Umwelteigenschaften und Gestaltungsqualität. Auch die wahrscheinlichen Effekte auf die Alltagskultur und das Verbraucherverhalten werden berücksichtigt. Letztlich ist der gesamte Produktlebenszyklus, von den Vorstufen zur Produktion, über die Herstellung, Verteilung und Nutzung bis zum Ende, von großer Bedeutung. Die ausführlichen Erläuterungen aller präsentierten Projekte beweisen wie weitreichend die ökologischen Innovationen in Prozess- und Produktdesign bereits gediehen sind.

Doch wie steht es mit ihrer Durchsetzungsfähigkeit auf dem Markt, der ganz offensichtlich den ökonomischen Aspekten gegenüber den ökologischen immer den Vorrang gibt? Auch wenn sich die Dringlichkeit und Notwendigkeit ökologischer Verantwortlichkeit weit in den Gesellschaften, in Industrie und Wirtschaft, herumgesprochen hat, so beinhaltet sie doch eine schwierige Marketingbotschaft. Alle können wissen, dass „billiger“ jetzt „teuer“ für die Zukunft bedeutet. Tatsächlich bestimmen jedoch nur kleine Fortschritte den langen Prozess.

Blick in die Ecodesign Ausstellung GRASSI MAK | Foto: SvGwinner

Die Ausstellungstour des „Bundespreis Ecodesign“ jeden Jahrganges, an vier Stationen im Laufe eines Jahres, ist enorm wichtig um für mehr Sichtbarkeit der beeindruckenden – und marktreifen! – Innovationen zu sorgen. Sie verdienten aber eine weitaus dichtere, professionellere und noch überzeugendere Kommunikation um eine öffentliche Wahrnehmung zu erreichen, die für ihre Durchsetzung, die für den Aufbau des Vertrauens der Konsumenten in ökologisch vorbildliche Produkte und Prozesse, notwendig sind.

Am Freitag, dem 6. Juni 2025, lädt das Museum gemeinsam mit dem Umweltbundesamt zu einer Podiumsdiskussion ein. Unter dem Titel „Vom Materialexperiment zum Produkt: der Umgang mit innovativen Materialien im Design“ diskutieren zum Thema:

Anne Farken (Designworks, Beiratsmitglied)

Aart van Bezooijen (Prof. für Material Driven Design, Freie Universität Bozen, Beiratsmitglied)

Lisa Cerny (Umweltbundesamt)

Am 6. Juni 2025 von 16 bis 18 Uhr  – die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.

Anmeldung unter grassimak.de/programm/kalender

Das Projekt „Wurzelwerk“ von KollektivPlusX , im Rehgarten des Museums, veranschaulicht seit einiger Zeit, wie experimentell und spekulativ die Entwicklung neuer Designideen vor sich gehen kann. Hier ist es die Idee einer Pavillon-Architektur, die aus einem Holzbalkengerüst besteht, das mit einem Weizengras-Wurzel-Teppich überspannt wird und damit Schutz vor Sonne und Regen spendet. In einer aufwendigen Förderbandkonstruktion, die mit einer Wassersprühanlage ausgestattet ist, wachsen aus Weizenkörnern Keimlinge und schließlich Weizenhalme, deren Wurzeln sich dicht miteinander verweben und verwachsen. Als völlig natürlich entstandene Textilfläche werden sie schließlich zum Teil des Pavillons.

Der gesamte Materialprozess vom Samen über die architektonische Nutzung bis hin zur Kompostierung, kann so in wenigen Wochen als stetiger Verlauf im Gesamten betrachtet werden. Die Low-tec Produktion wird über drei Monate konstant im Rehgarten bis zum Ende der Ausstellung „ZUKÜNFTE“ aufrecht erhalten und soll permanent neues Baumaterial schaffen.

Der Ort lädt zum Verweilen ein und bietet zugleich Platz für Veranstaltungen und Workshops der Ausstellung.